Raiatea ist die Wiege der polynesischen Zivilisation und liegt im Herzen des berühmten polynesischen Dreiecks, das Hawaii, die Osterinsel und das heutige Neuseeland miteinander verbindet. Viele archäologische Überreste zeugen von dieser glorreichen Zeit: die Marae, Orte der zivilen und religiösen Macht. Der Marae Taputapuatea auf Raiatea war der größte von ihnen und auch der symbolträchtigste. Ein Besuch lohnt sich für jeden Reisenden, der die Pazifikinseln besser verstehen möchte.
Was ist ein Marae?
In der vorkolonialen Zeit waren Marae die Basis der polynesischen Gesellschaft. Man findet sie in ganz Großpolynesien, von den Tonga-Inseln bis nach Neuseeland. Je nach Größe und Lage konnten sie religiöse und politische Macht symbolisieren und in geringerem Maße die Organisation des Familienclans. Marae waren vor allem heilige Ländereien, die manchmal bis zur Tabuisierung geheiligt wurden. Sie waren auch der Ort für Feierlichkeiten aller Art: festliche, kriegerische und kultische Feiern.
In Französisch-Polynesien, insbesondere auf Raiatea, haben Marae die Form einer rechteckigen Plattform, die aus Vulkangestein oder Korallenstücken zusammengesetzt ist. In der Regel wird diese leere Fläche an einem Ende von großen, aufrecht stehenden Steinen flankiert. Erwarten Sie keine Bauten, denn das Bauwerk befindet sich nun unter freiem Himmel. Obwohl diese Gebäude schon immer den Rhythmus des religiösen Lebens bestimmten, ist die Darstellung der göttlichen Figuren an Ort und Stelle sehr diskret oder gar nicht vorhanden.
Die Marae sind nüchterne, fast schon strenge Ensembles, in denen es nicht darum geht, etwas zu sehen, sondern zu fühlen. Die Alten pflegten diese Kultur der Geheimhaltung: Die Marae wurden abseits der Siedlungsgebiete errichtet, um die Bedeutung der Bande, die ihre Gemeinschaft mit dem Land verbindet, besser zu verdeutlichen.
Marae Taputapuatea auf Raiatea: Zu den Ursprüngen der polynesischen Nation
Die Marae hatten verschiedene Funktionen und eine Aura, die meist auf die Familie, das Dorf oder die Insel beschränkt war, selten aber darüber hinausging. Nur der Marae Taputapuatea auf Raiatea hatte eine fast internationale, zumindest pan-polynesische Dimension.
Die Ausstrahlung des Marae auf Raiatea
Aus historischer Sicht ist der Marae Taputapuatea ein tausendjähriges Bauwerk. Ursprünglich dem Gott der Kreation geweiht, überließ er sich bald der Verehrung des Gottes Oro, dem Gott der Fruchtbarkeit und später des Krieges. Die Verehrung des Gottes, der mit roten Federn bedeckt dargestellt wird, breitete sich dann auf die heutigen Gesellschaftsinseln und noch weiter aus. Dadurch wurde der Marae Taputapuatea zum religiösen und kulturellen Epizentrum eines großen geografischen Gebietes. Denn jeder neu gegründete Marae bestand zum Teil aus heiligen Steinen, die vom ursprünglichen Marae stammten. Die Verbindung war sowohl organisch als auch spirituell.
In der Praxis wurde der Marae Taputapuatea international. In Raiatea versammelten sich die Priester aller Marae, die aus dieser Erweiterung hervorgegangen waren. Hier wurden militärische Bündnisse geschlossen, Könige gekrönt und Seefahrer tauschten ihr Wissen aus. Über den religiösen Kult hinaus wurde der Marae Taputapuatea zum Ausdruck einer gemeinsamen kulturellen Identität: die Geburt einer polynesischen Nation.
Eine historische Stätte von unschätzbarem Wert
Aus dieser epischen Geschichte sind sogenannte Taputapuatea-Marae in Moorea, Tahiti, auf den Marquesas-Inseln, auf Hawaii und so vielen anderen Inseln erhalten geblieben. Nach internen Kriegen und der europäischen Kolonialisierung verlor der Marae Taputapuatea seine Anziehungskraft und die Symbolik, die ihn umgab. Da er kaum oder gar nicht gepflegt wurde, profitierte er in den 1990er Jahren von Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten. Mit Unterstützung der französischen Behörden wurde die Stätte 2017 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Der örtliche Kulturverein Na Papa E Va’u Raiatea trägt übrigens maßgeblich zur Aufwertung der Stätte bei.
Im Marae Taputapuatea sind mehr als tausend Jahre polynesischer Geschichte in Stein und Koralle festgehalten. Ihr Einfluss auf die Besiedlung der Pazifikinseln und die Entwicklung der Maohi-Kultur ist beträchtlich. Dieses ursprüngliche Land wirft folglich Fragen des Erbes und der Weitergabe auf. Im Übrigen sind die restaurierten Überreste authentisch. Da sie nun geschützt sind und von einer außergewöhnlichen natürlichen Umgebung profitieren, ist ein Besuch der Stätte unumgänglich.
Wie kann man den Marae auf Raiatea besichtigen?
Der Marae Taputapuatea befindet sich an der Ostseite des südlichen Teils der Insel. Er ist ziemlich isoliert und liegt abseits der Wohngebiete. Dazu benötigen Sie lediglich einen Mietwagen auf Raiatea oder ein Fahrrad. Die bequemste Lösung ist es, in einem der Hotels auf Raiatea zu übernachten, die sich in unmittelbarer Nähe befinden, insbesondere im Hotel Atiapiti.
Trotz der Aufwertung durch die UNESCO gibt es weder ein Besucherzentrum noch ein Dokumentationszentrum. Daher gibt es keine Ansprechpartner vor Ort und nur einige Informationstafeln informieren die Besucher. Die Erfahrung ist dennoch angenehm und erfreulich. Ein markierter Weg führt zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man einen fantastischen Blick über den Ort hat.
Unser Tipp: Lassen Sie sich von einem lokalen Guide begleiten. Die Geschichte des Marae Taputapuatea auf Raiatea ist hauptsächlich mündlich überliefert. Sie vermischt den alten Glauben mit Familiengeschichten. Buchen Sie noch heute eine geführte Tour mit Besuch des Ortes:
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